Über 1.200 Unternehmen, mehr als 14.500 Mitarbeiter – die Start-up-Szene in Deutschland floriert, vor allem in Berlin. Portale wie Lieferando und Zalando haben ihren Sitz in der Hauptstadt. Der IT-Sektor verzeichnet seit Jahren Zuwachs. Start-ups wachsen und streben nach ständiger Innovation. Die Start-up Szene in Berlin durchlebt einen Wandel, mit starker Service- und Tech-Orientierung.

Was zieht so viele junge Unternehmen in die Hauptstadt?

Berlin ist kreativ, jung und international. Eine klassische Industrieregion, wie wir sie aus anderen Wirtschaftsstandorten kennen, ist es nicht. 

 

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Doch für wen eignet sich ein Job in einem IT-Start-up?

Was macht den typischen Arbeitnehmer dort aus?

Zunächst verbindet die ITler ihre Vorliebe und Begabung für Mathematik. Ein hohes mathematisches Verständnis ist das A und O. Eigeninitiative sollte von Hause aus vorhanden sein. ITler besuchen seltener Schulungen. Sie eignen sich das Wissen selbst an, weil es ständig Neuerungen und Innovationen gibt. „Aktuell arbeiten viele in einer Schnittstelle von Funktions- und Aufgabenbereichen der IT und des Engineerings. Industrie 4.0 sowie das Internet of Things stehen heute im Fokus“, so Nils Richter, Executive Director Northern Germany bei Michael Page. Er gibt einen Einblick in die Branche und erläutert, wonach Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer hier suchen.

„Grundsätzlich ist der Bedarf an Personal in dieser Branche sehr hoch. Vor allem werden auch Frauen gerne gesehen. Sie sind momentan noch deutlich in der Unterzahl, haben aber oft eine ganz andere Herangehensweise als ihre männlichen Kollegen und sind daher für Unternehmen besonders interessant und wertvoll.“
Auf der Suche nach neuen Ideen und geeignetem Personal steht in Berlin vor allem das Netzwerken im Vordergrund. Das ist besonders in der Anfangsphase notwendig. Sich einen Namen machen, potentielle Sponsoren kennen lernen, Arbeitnehmer von sich überzeugen – der erste Eindruck ist wichtig.

Wie finanzieren sich Start-ups?

Die häufigste Finanzierungsform sind sogenannte „Venture Capitals“. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die in Start-ups investieren und hoffen, bei erfolgreicher Markterschließung ihren Gewinn zu maximieren. Eine Alternative dazu sind „Corporate Capital Modelle“. Hier investieren große Unternehmen in Start-ups, oder gründen selbst welche um Forschung und Innovationen voranzutreiben und den Grundstein für die Zukunft zu legen. Prominente Beispiele dafür sind Lufthansa, Porsche und Volkswagen. „Bei Start-ups und ihren Mitarbeitern steht der Wunsch, Teil einer Innovation zu sein im Fokus. Themen wie Cyber Security gewinnen immer mehr an Bedeutung. Aber es bemerkt auch jeder Einzelne im Alltag. Betrachtet man zum Beispiel die neuen Elektroautos von Tesla, stellt man fest, dass sie sich von der Bedienung her immer mehr an ein Smartphone angleichen“, erläutert Nils Richter. Im Ausland hingegen, etwa in London, Paris oder Tel Aviv, wird viel über Einzelinvestitionen durch vermögende Privatpersonen finanziert, in Deutschland ist das nicht üblich.

Und was erwartet Arbeitnehmer in einem IT-Start-up?

Die Hierarchien sind eher flach und jeder Mitarbeiter übernimmt von Anfang an Verantwortung. „Die Aufgaben sind aber auch weniger klar definiert. Oft haben Mitarbeiter nicht direkt einen eingeschränkten Bereich, sie machen eben das, was anfällt“, sagt Nils Richter. Ein abgeschlossenes Studium ist gerne gesehen, aber keine Pflicht. Das bedeutet aber auch, dass man sich verschiedene Bereiche ansehen kann und die Aufgaben abwechslungsreich sind.
„Die Szene ist, vor allem in Berlin, sehr international. Es genügt in der Regel schon Englisch sprechen zu können, Deutsch ist kein Muss. Viele Mitarbeiter kommen aus Polen, Weißrussland oder auch Indien. Die Ausbildung dort ist mathematischer als bei uns in Deutschland und sie sind daher tendenziell besser vorbereitet“, so Nils Richter. Das Lohnniveau in Start-ups ist generell eher niedrig, allerdings im IT-Bereich immer noch gut. „Ein Software Entwickler ohne Führungserfahrung verdient im Schnitt etwa zwischen 45 und 60 Tausend Euro Jahresbruttogehalt. Das ist zwar niedriger als in Süddeutschland zum Beispiel, allerdings sind die Mieten und Lebenshaltungskosten in Berlin auch deutlich geringer. Berlin ist die einzige europäische Hauptstadt, in der die Mietpreise unter dem Landesdurchschnitt liegen.“
Im Vergleich zu München oder Hamburg ist die Start-up-Mentalität in Berlin risikofreudiger, sie probieren mehr aus, planen im Regelfall weniger zeitintensiv. Sie scheitern aber auch häufiger: „Man sagt, wenn sich ein Start-up länger als drei Jahre hält, ist es geschafft.“

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