In Deutschland gibt es eine große Nachfrage nach neuen Technologien im Personalbereich, um die besten Talente zu identifizieren. Das bringt Deutschland in die Top 5 der attraktivsten Standorte für HR-Experten laut der aktuellen Erhebung „Trend-Watch“ von Page Group.

Es ist vielleicht keine große Überraschung, dass der Theta Award 2017 an eine deutsche Innovation vergeben wurde. Andreas Kopp, Absolvent im Fach BWL an der Technischen Hochschule Nürnberg gewann den weltweit ausgeschriebenen Preis mit einer Abschlussarbeit über ein Kodierungssystem für Gesichtsbewegungen. Es soll HR-Verantwortliche bei der Entschlüsselung der Gesichtsausdrücke von Bewerbern unterstützen, um im Auswahlverfahren bessere Entscheidungen treffen zu können. Der Theta Award wurde 2013 in Deutschland ins Leben gerufen und würdigt Innovationen im Personalbereich.

Mit einer boomenden Wirtschaft steigt der Bedarf an guten Bewerbern und infolgedessen auch an neuen Produkten und Prozessen, die Personaler bei ihrer Arbeit unterstützen können. Dadurch entwickelt sich Deutschland auch zu einem globalen Hotspot für HR-Verantwortliche auf der ganzen Welt. Insbesondere multinational agierende Unternehmen bauen eine ausgereiftere Personalorganisation auf und konzentrieren sich auf die Erweiterung ihrer Datenanalyse-Möglichkeiten im Bereich HR.

Wirft man einen Blick auf die Top10 der interessantesten Hotspots, findet man dort die üblichen Verdächtigen: die europäischen und nordamerikanischen Märkte, die nach der Krise in den Jahren ab 2008 wieder an Fahrt gewonnen haben. Mit ihrer etablierten Rechtstaatlichkeit, auch im Bereich des Handels, stellen sie für mobile Bewerber attraktive Ziele dar – egal, ob es sich um einen Jobwechsel in der Karriere dreht oder um den optimalen Ausgangspunkt für den Karrierebeginn.

Lässt man den Blick auf der Liste einige Zeilen weiter nach unten schweifen, stößt man dort auf den ersten Repräsentanten aus Lateinamerika, Argentinien, auf Platz 18. Den 12. Platz belegt mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) ein „Ausreißer“. Die Bemühungen des Golfstaates, seine Ökonomie breiter aufzustellen in Kombination mit dem bekannten Öl- und Gasreichtum, machen das Land in den Augen der Bewerber zu einem Ort, an dem es sich gut arbeiten lässt. Zum Beispiel konnte es sich beim AT Kearney Global Retail Development Index 2017 auf Platz fünf der weltweit wichtigsten Schwellenländer für Einzelhandelsinvestitionen platzieren – direkt hinter Indien, China, Malaysia und der Türkei.

Nachwuchsförderung nach Maß

Einzelhandelsinvestitionen erklären jedoch nicht, wie es ein Land wie die Vereinigten Arabischen Emirate in die Top15 der beliebtesten Ziele für Nachwuchskräfte im HR-Bereich schaffen. Woran liegt es also?

Synergien aus Rohstoffreichtum, flächendeckender Förderung digitaler Technologien und zukunftsorientierte Management-Stile sind für die Sogwirkung auf eine immer stärker werdende Expat-Population verantwortlich. Zu den globalen Trends, die für 2018 prognostiziert wurden und von denen man erwartet, dass sie in den UAE und ihren Nachbarländern in den kommenden Quartalen große Wellen schlagen, zählt BYOD-Training (Bring Your Own Device). Der Vorteil dieser Methode besteht unter anderem in niedrigeren Hardware-Ausgaben. Dadurch werden Mittel für andere Ressourcen frei, die in die Ausbildung der Mitarbeiter investiert werden können. 

Auch dem virtuellen Training wird für die kommenden 12 Monate eine glänzende Zukunft prognostiziert. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass einer hohen Zahl von Trainees ein Mangel an qualifizierten Trainern gegenübersteht. Obwohl dies ein Trend ist, den man auf der ganzen Welt beobachten kann, passt das virtuelle Training perfekt zu den beruflichen Herausforderungen, die sich im Golfstaat UAE auftun. So ist das virtuelle Training etwa im Gesundheitswesen sehr interessant, um beispielweise komplizierte Eingriffe zu trainieren, ohne Patienten in Gefahr zu bringen.

Neue globale Lernwelten

Großbritannien erweist sich beim Design digitaler Strategien als führend. Allerdings hapert es beim anschließenden Migrationsprozess. Das ist möglicherweise auf den hohen Prozentsatz an Serviceunternehmen zurückzuführen, die naturgemäß langsamer auf SaaS-Angebote (Software as a Service) umsteigen. Schließlich handelt es sich dabei überwiegend um Unternehmen mit zahlreichen Angestellten, für die die Umstellung auf neue Technologien alles andere als gewöhnlich ist.

Deutschland erweist sich bei der Vorbereitung der Arbeitnehmerschaft auf die Zukunft der Arbeit als Spätzünder. Aber man bereitet sich darauf vor, eine Führungsrolle zu übernehmen, sobald die digitale Strategie zur Norm quer durch alle Branchen und Geschäftsfelder wird. Interessanterweise sind es europäische Firmen, die bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes der Zukunft eine Führungsrolle einnehmen. In Frankreich erweist sich die Aufgeschlossenheit für Cloud-basierte Computerlösungen in der Entwicklung, im Marketing und insbesondere im HR-Bereich (49,5% des SaaS-Ökosystems entfallen auf diese drei Bereiche) als entscheidender Vorteil. Allerdings findet man auch hier Defizite in den Bereichen der Organisation mobiler Arbeit oder SLA-basierter Auslieferung vor.

Herausforderungen weltweit

Die Prozesse im Personalwesen sind weltweit verschieden. In Lateinamerika gleichen die Folgen einer kleinen Revolution. Hier steht man internationalen Projekten und global agierenden Unternehmen, neuen und herausfordernden Stakeholdern, neuen Arbeitsumgebungen und einem neuen Verständnis beim Thema Best Practices gegenüber. Das Ergebnis sind starke und auffällige Unterschiede sowohl bei der Ausrichtung, als auch bei den Erfahrungswerten im Bereich HR. Während man in Brasilien auf langjährige Kooperationen mit Vereinigungen und Arbeitnehmerverbänden zurückblicken kann, lag der Schwerpunkt in Argentinien eher auf Inhouse-Talententwicklung, Lernprogrammen und der Nachwuchssuche.

Was wir im letzten Jahrzehnt in Asien beobachten konnten, passiert nun in Lateinamerika: die Etablierung regionaler Schwerpunktzentren, der Aufstieg ökonomisch kraftvollerer Akteure im Vergleich zur regionalen Konkurrenz und eine Neuorientierung in Bezug auf die Nachwuchssicherung. Schließlich möchte man einheimische Talente später gern im eigenen Management sehen. 

Globale Hotspots für HR-Experten auf einen Blick

Trend Watch, eine internationale Erhebung der PageGroup, beruht auf den Angaben von 18.352 Arbeitsuchenden weltweit, die sich während des dritten Quartals 2017 auf den Webseiten von Michael Page und Page Personnel beworben haben. Von den 1.935 teilnehmenden Ingenieuren an der Studie, waren 73% zum Umzug bereit, falls damit bessere Möglichkeiten im Job, ein höheres Gehalt oder ein anderer Lebensstil einhergingen.

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